Bahnblog

Als Hobo durch Kanada und die USA

October 13th, 2010

Train On The Brain from Bob Billy on Vimeo.

Toller Dokumentarfilm von Alison Murray.

Lobbycontrol enthüllt verdeckte PR-Aktivitäten der Bahn

May 28th, 2009

Nach Angaben des Kölner Vereins Lobbycontrol hat die Deutsche Bahn im Vorfeld des geplanten Börsengangs 2007 1,3 Millionen Euro für verdeckte PR-Maßnahmen ausgegeben. Beauftragt wurde die Lobby-Agentur "European Public Policy Advisers" (EPPA), die die PR-Aktivitäten durch berlinpolis e.V. ausführen ließ.

Laut Lobbycontrol griff Berlinpolis 2007 massiv in die Debatte um die Bahnprivatisierung ein. So mit Meinungsumfragen, die sich gegen den Streik der Lokführergewerkschaft GDL richteten. Die Aktivitäten von berlinpolis rund um die Bahn lassen sich zum Teil noch auf der Website Zukunft Mobil finden. Einige Dokumente sind nur noch über den Google-Cache verfügbar.

meinebahndeinebahn.de

Nach Angaben der Deutschen Bahn wird in dem Tätigkeitsbericht der EPPA auch die Website meinebahndeinebahn.de, die als angebliche private Iniative für eine Bahnprivatisierung auftrat. Die Website ist in der Zwischenzeit nicht mehr online aber über archive.org immer noch auffindbar. Der Betreiber der Website war für Nachfragen des Bahnblogs nicht zu erreichen. Unter der im Impressum angegebenen Nummer läuft noch immer der Anrufbeantworter der Initiative meinebahndeinebahn.de, nur der Wunsch nach einem Rückruf bleibt unbeantwortet.

Im Bahnblog kommentierte im Februar 2007 ein Daniel im Sinne der Bahnprivatisierung und bewarb die Seite meinebahndeinebahn.de.

Neuer Bahnchef distanziert sich von geheimer PR

Die Deutsche Bahn hat mittlerweile bestätigt, dass es sich bei den PR-Maßnahmen um so genannte "no badge", also verdeckte, Aktivitäten handelte. Der neue Bahnchef Rüdiger Grube distanzierte sich von diesen Maßnahmen: "Diese Form der PR-Maßnahmen lehne ich entschieden ab. Solche Aktivitäten sind mit dem Grundsatz eines transparenten und redlichen Dialogs mit der Öffentlichkeit in keiner Weise vereinbar. Ich werde umgehend im Unternehmen die notwendigen Konsequenzen daraus ziehen, um auch hier den zugesagten Neubeginn in der Unternehmenskultur zu dokumentieren." (Quelle: deutschebahn.de). Mittlerweile hat er auch personelle Konsequenzen gezogen. Nach Angaben der Stuttgarter Zeitung entließ er den Generalbevollmächtigten für Kommunikation und Marketing, Ralf Klein-Bölting.

Durchstarten zum Streik

January 29th, 2009

Lange war hier im Blog Sendepause, pünktlich zum Bahnstreik geht es weiter. In dreieinhalb Stunden ist es soweit Streikpremiere 2009 bei der Deutschen Bahn. In der ersten Runde wollen die Gewerkschaften Transnet und GDBA ab 4:30 Uhr streiken, gegen Mittag soll der Ausstand wieder beeendet werden. Nach Gewerkschaftsangaben soll in Köln, Düsseldorf, Bremen, Hamburg, Berlin, Saalfeld, Magdeburg, Nürnberg und München die Arbeit niedergelegt werden. Noch ist unklar ob es im Regional- oder Fernverkehr zu Behinderungen kommt.

Anlass für den Streik sind die festgefahrenen Verhandlungen der Tarifpartner. Die Gewerkschaften fordern vor allem verbesserte Arbeitszeiten für die Bahnangestellten mit mindestens 12 freien Wochenenden pro Jahr.

Einzige gute Nachricht für alle Wochenendpendler, von Freitag bis Montag soll es keine weiteren Streikaktionen geben.

Ab 4:30 Uhr wird gestreikt

Reisende können sich auf den Seiten der Bahn über eventuelle Verspätungen und Zugausfälle informieren. Am besten wirft man einen Blick auf die digitalen Ankunft- und Abfahrtstafel (bahn.de/ris), dort kann man die aktuellen Verspätungen für jeden Bahnhof nachschlagen.

Die Bahn hat außerdem eine kostenlose Streikhotline eingerichtet. Unter der Nummer 08000 99 66 33 sind ab sofort rund um die Uhr Informationen zum Arbeitskampf zu erhalten.

Börsengang der Bahn wird verschoben

October 9th, 2008

Der für den 27.10.2008 geplante Börsengang der Bahn wird wegen der anhaltenden Finanzkrise verschoben. Wie die Financial Times Deutschland berichtet, hatte die Bundesregierung nach zahlreichen Warnungen im gemeinsamen Lenkungsausschuss von Bund, Bahn und Bankenvertretern am heutigen Donnerstag die Notbremse gezogen und den Börsengang vorerst gestoppt.

Während Bahnchef Hartmut Mehdorn bis zum Schluss die Lage schön geredet hat und an seinem Börsenfahrplan festgehalten hat, hatten Politiker aller Parteien den geplanten Termin im Oktober in Frage gestellt. Die erwarteten 4 bis 5 Milliarden Euro Privatisierungserlös seinen angesichts der schwierigen Lage am Finanzmarkt kaum zu erreichen.

Gerne wird in diesem Zusammenhang vergessen, dass Verkehrsminister Tiefensee die Privatisierung mit erwarteten Einnahmen von mehr als 8 Milliarden Euro schön gerechnet hatte. Von diesen, offensichtlich übertriebenen, Erlösen war schon lange keine Rede mehr.

Am 27. Oktober sollten 24,9 Prozent der Logistik- und Transporttochter "DB Mobility Logistics" an die Börse gebracht werden. Ein neuer Termin soll allerdings bald festgelegt werden.

Transnet steht weiter treu zu Hansen

July 25th, 2008

Nachdem einige Ortsverbände der Bahngewerkschaft Transnet den Rauswurf ihres ehemaligen Vorsitzenden Norbert Hansen gefordert hatten, entschied die für den heutigen Personalvorstand der Deutschen Bahn zuständige Ortsverwaltung Berlin, dass Hansen weiter Gewerkschaftsmitglied bleiben dürfe. Gegenüber der Zeitung 'Die Welt' sprach Transnet-Sprecher Michael Klein von "unbegründeten Vorwürfen".

Die Ortsverwaltungen Husum, Augsburg, Fulda und Westpfalz-Nahe hatten Hansen wegen seines Schmusekurses gegenüber der Bahn, der mit einem gut dotierten Job belohnt wurde, "Verrat gegenüber der Gewerkschaftsbewegung" vorgeworfen.

Ob der Konflikt damit beigelegt ist, bleibt zweifelhaft. An der Transnet-Basis gibt es großen Unmut gegenüber der Gewerkschaftsführung, die den Kurs Hansens weiterhin unterstützt. Für den nächsten Gewerkschaftstag im November wird einiger Streit erwartet.

Bahnfahren wird wieder teurer

July 10th, 2008


Bald unbezahlbar?

Noch wollte Hartmut Mehdorn nicht konkret werden, aber eins ist klar: die gestiegenen Energiekosten sollen an die Kunden weitergereicht werden. Mehdorn zu möglichen Preiserhöhungen: "Das wird sich in der einen oder anderen Weise niederschlagen." Konkrete Pläne sollen nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters aber erst nach der Sommerpause beschlossen. Von der Politik forderte der Bahnchef eine bessere Unterstützung für Klimafreundliche Mobilität. So könnten die Abgaben der Bahn gesenkt werden. Mehdorn wörtlich: "Die Ferkel sollten mehr zahlen."

Welchen Anteil hat die Privatisierung?

Angesichts der Teilprivatisierung bleibt abzuwarten welcher Teil der diesjährigen Preiserhöhung wirklich auf gestiegene Energiekosten zurückzuführen ist und welcher Teil spekulationsbedingt ist. Nach Angaben der Unternehmensberatung KCW muss die Bahn die Preise jährlich um fünf bis sieben Prozent anheben, um überhaupt das heutige Ergebnis halten zu können. Zuschläge für Investoren sind darin noch nicht enthalten. Das Gutachten von KCW vermutet zudem überproportionale Preisanstiege auf "erfolgreichen Rennstrecken" der Bahn. So könnten die Preise für die Verbindungen Hamburg-Berlin oder Köln-Frankfurt nochmals deutlich teurer werden. (Quelle: ftd.de)

Norbert Hansen droht Ausschluss aus Transnet

July 3rd, 2008

Wie die Webseite der Transnet Basisiniative 'Bahn von unten' meldet, droht dem ehemaligen Transnet-Chef Norbert Hansen der Ausschluss aus der Gewerkschaft.

Der Ortsverband Husum, in dem Hansen seine Karriere begonnen hatte, fordert in einem Brief an den Transnet-Hauptvorstand:

"Alles was Norbert Hansen erreichte, hat er der TRANSNET zu verdanken", heißt es in dem Brief der OV Husumer an den Hauptvorstand der TRANSNET. Mit seinem Verhalten habe Hansen „nur seinen persönlichen Vorteil gesucht". Dies sei ein "klarer Verrat gegenüber der Gewerkschaftsbewegung", stellen die bisherigen Weggefährten fest und fordern daher "seinen Ausschluss".

Gut bezahlter Seitenwechsel

May 13th, 2008

Nach der Urlaubspause geht es hier ein wenig verspätet gleich mit einem echten Ärgernis weiter. Norbert Hansen, ehemaliger Chef der Mehdorn-freundlichen Bahngewerkschaft Transnet, hat die Wartezeit für politischen Anstand auf ein neues Rekordtief gesenkt.

Keine Woche nach dem Kabinettsbeschluss zur Teilprivatisierung der Bahn, hat der Gewerkschafter die Seiten gewechselt. Hansen der seit 1999 Vorstand von Transnet war, wechselt als Arbeitsdirektor in den Vorstand der Deutschen Bahn.

Seinen Wechsel lässt er von der Gewerkschaft nur knapp kommentieren: "Der Geschäftsführende Vorstand (von Transnet) hat darauf verwiesen, dass dadurch eine weitere Garantie für den integrierten Konzern und für die Sicherung der Beschäftigung abgegeben wird."

Nur zur Erinnerung: Transnet war die einzige Bahngewerkschaft, die den Privatisierungskurs von Mehdorn von Anfang an bedingungslos mitgetragen hat. Dieser Haltung war es zu verdanken, dass sich der Widerstand innerhalb der SPD gegen den Verkauf der Bahn auf ein absolutes Minimum beschränkt hat. Da sieht es doch ganz danach aus, als sei der Vorstandsposten die Belohnung für die jahrelange Willfährigkeit von Hansen.

Fernverkehr nur noch für Große

April 11th, 2008

Am Mittwoch präsentierten im Bundestag. 17 Fachverbände ihre Anregungen und Wünsche zur geplanten Teilprivatisierung der Deutschen Bahn. Für besondere Aufregung sorgte dabei ein Gutachten der Unternehmensberatung KCW, das im Auftrag von mehreren Bundesländern und fünf Verkehrsverbünden entstanden ist. Danach drohen mit der Privatisierung der Bahn weitere, dramatische Kürzungen im Fernverkehr.

So sollen 16 Städten den Fernverkehrsanschluss verlieren:

  1. Flensburg
  2. Emden
  3. Brandenburg
  4. Potsdam
  5. Trier
  6. Konstanz
  7. Gießen
  8. Paderborn
  9. Cottbus
  10. Halle (Saale)
  11. Marburg
  12. Pforzheim
  13. Kempten
  14. Ravensburg
  15. Friedrichshafen
  16. Mülheim an der Ruhr

In weiteren Städten soll sich die Zahl der Fernverkehrsverbindungen deutlich reduzieren:

  1. Kiel
  2. Neumünster
  3. Rostock
  4. Stralsund
  5. Greifswald
  6. Schwerin
  7. Oldenburg
  8. Lüneburg
  9. Magdeburg
  10. Erfurt
  11. Eisenach
  12. Koblenz
  13. Wiesbaden
  14. Kaiserslautern
  15. Saarbrücken
  16. Rosenheim

KCW rechnet mit einer Umsetzung der Streichungen im Fernverkehr innerhalb von drei bis fünf Jahren nach dem Börsengang. Hinzu kämen deutliche jährliche Preiserhöhungen.

Der Steuerzahler würde ebenfalls deutlich belastet, anders als der Fernverkehr wird der Nah- und Regionalverkehr zum großen Teil durch die Regionalisierungsmittel des Bundes und durch Zuschüsse der Bundesländer bezahlt. Allein hierfür müssten nach dem Börsengang laut KCW 80 bis 150 Millionen Euro für aufgebracht werden.

Die KCW verweist in ihrem Gutachten auf die Mittelfristige Finanzplanung der Deutschen Bahn, nach dieser will der Konzern den Unternehmensgewinn in der Fernverkehrssparte von jetzt 110 Millionen Euro auf 570 Millionen Euro im Jahr 2011 steigern, dies geht nur mit den erwarteten Kürzungen der Leistungen im Fernverkehr.

Mit dem Szenario aus dem Gutachten würde die Bahn nur konsequent ihre bisherige Politik im Fernverkehrsbereich fortführen. Bereits seit dem Jahr 2000 verloren etliche deutsche Städte ihren Anschluss an Fernverkehrsnetz. Damals wurde durch das DB Sparprogramm MORA P bereits die Interregioverbindungen gestrichen, MORA P steht im Bahn-Jargon für Marktorientiertes Angebot im Personenverkehr.

So verloren im Jahr 2000 folgende Städte den Anschluss an den Fernverkehr:

  1. Wilhelmshaven
  2. Bremerhaven
  3. Neubrandenburg
  4. Salzgitter
  5. Krefeld
  6. Mönchengladbach
  7. Goslar/Bad Harzburg
  8. Halberstadt
  9. Dessau
  10. Leverkusen
  11. Siegen
  12. Offenbach
  13. Meiningen/Suhl
  14. Schweinfurt
  15. Gera
  16. Görlitz
  17. Bautzen
  18. Chemnitz
  19. Zwickau
  20. Plauen
  21. Hof
  22. Bayreuth
  23. Heilbronn
  24. Landshut

Zusätzlich verschlechterte sich das Angebot schon damals in diesen Städten:

  1. Lübeck
  2. Recklinghausen
  3. Gelsenkirchen
  4. Herne
  5. Frankfurt/Oder
  6. Mainz
  7. Regensburg

Die Quittung für Bahn ist schon damals entsprechend deutlich ausgefallen, seit dem Jahr 2000 sank die Zahl der Fernreisenden von 145 Millionen auf 119 Millionen.

Reaktion der Bahn

Die Reaktion der Bahn, bezeichnend dünn: "Als hanebüchene Stimmungsmache hat die Deutsche Bahn AG eine Veröffentlichung der Berliner Beratungsfirma KCW zurückgewiesen. […] Unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Arbeit werden hier unverantwortlich Ängste geschürt. Ohne jede Grundlage werden Reisende und politisch Verantwortliche verunsichert. Dass eine solche ‚Studie’ gerade jetzt erscheint, ist ein durchsichtiges Manöver. (Quelle: db.de)"

Ja klar …

SPD berät über Bahnprivatisierung

March 31st, 2008

Am Tag der Bahn Bilnazpressekonferenz tagt auch die Arbeitsgruppe der SPD erstmals zur Bahnprivatisierung. Sie soll den Parteigremien einen Vorschlag unterbreiten, wie die Teilprivatisierung aus Sicht der Sozialdemokraten aussehen soll. Die Partei ist über die Frage der Privatisierung zerstritten. Auf dem letzten SPD-Bundesparteitag in Hamburg wurde beschlossen, dass eine Privatisierung nur mit ausschließlich stimmrechtslose Vorzugsaktien, den so genannten Volksaktien, erfolgen dürfe. Damit sollte der Einfluss von externen Investoren auf die Unternehmensziele so gering wie möglich gehalten werden. Jeder anderer Beschluss, als die Volksaktie müsste von einem Sonderparteitag verabschiedet werden.

Genossen gegen Genossen

Kurz nach dem Hamburger Parteitag gingen die eigenen Genossen aus dem Finanz- und Verkehrsministerium gegen den Beschluss vor. Sie präsentierten ein Holdingmodell, das eine Aufspaltung und Teilprivatisierung vorsieht. Dabei soll der Bahnkonzern in eine Netz- und eine Transportgesellschaft aufgespalten werden, das Netz soll im Bundesbesitz verbleiben, die Transportgesellschaft aber bis zu 49 Prozent privatisiert werden.

Seite an Seite mit Bahnchef Mehdorn tun konservative Sozialdemokraten, wie die Stones genannten Genossen Steinbrück und Steinmeier, alles um einen Börsengang noch in diesem Jahr hinzubekommen. Mehr über das System Mehdorn verrät ein Artikel von Arno Luik im Stern.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier möchte den Wahlkreis um Kirchmöser für sich gewinnen. Der Mann möchte auf dem Land bekannt werden, vielleicht sogar Kanzlerkandidat der SPD. Er braucht gute Geschichten - und das Bahntechnik- und Umweltzentrum in Kirchmöser ist einer der wenigen Orte in Brandenburg mit Jobs, die halbwegs sicher sind. Und Mehdorn braucht starke Helfer für den geplanten Börsengang der Bahn. Deshalb ist er hier. Mehdorns Macht. Er umgarnt jene, die wichtig beim Strippenziehen sind, ihnen hilft er, wo es geht. Er hat ein untrügliches Gespür für Macht. So trabt er nun mit Ministerpräsident Matthias Platzeck, Ex-Ministerpräsident Manfred Stolpe und "Frank, der schon im Kanzleramt sehr hilfreich war", durch die Fabrik und lässt sich über Rollkontaktermüdung, Wirbelstromeinrichtungen, automatische Ultraschall-Radsatzprüfungen informieren. Nach dem Rundgang umarmen sich Steinmeier und Mehdorn, zwei Männer, die sich verstehen, und SPD-Chef Beck hat einen Gegenspieler mehr. (Quelle: stern.de)

Dabei gilt auch nach einem Gutachten des Verkehrsministeriums die Teilprivatisierung als umstritten.

Nicht einmal das Bundesverkehrsministerium geht davon aus, dass die Privatisierung der Bahn ohne Einschnitte ins Schienennetz machbar sei. In einem Gutachten zum Holding-Modell der Anwaltskanzlei Hölters & Elsing, das Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee in Auftrag gegeben hat und das der taz vorliegt, heißt es: "Konfliktpotenziale mit den Interessen außenstehender Aktionäre der Verkehrs- und Logistik AG [sind] möglichst zu vermeiden" - anderenfalls drohten "Nachteilsausgleichs- und Schadensersatzpflichten". Die komplizierten Sätze der Wirtschaftsanwälte bedeuten auf gut Deutsch: Setzt der Bund als Eigner der Bahn etwas durch, was die Investorenrendite schmälert, so kann er sofort verklagt werden. Das wäre das glatte Gegenteil von dem, was die SPD-Delegierten beschlossen haben: "Eine zentrale Aufgabe [der Bahn] ist dabei die Erreichbarkeit und Mobilität in der Fläche." (Quelle: taz.de)

Besonders absurd: die erwarteten Verkaufserlöse liegen nach Aussagen des Verkehrsministeriums, positiv geschätzt, bei rund 10 Milliarden Euro. Geht man von der Zusage des Bundes aus, das Unternehmen auch in Zukunft jedes Jahr mit etwas 2,5 Milliarden Euro zu unterstützen, kann sich jeder ausrechnen, das die Erlöse innerhalb kürzester Zeit wieder an die Bahn zurückgereicht werden, allerdings um den hohen Preis, dass der Bund seinen Einfluss auf das Unternehmen verliert.

Aber die Sozialdemokratie hat sich scheinbar schon länger von alten Idealen verabschiedet und setzt einseitig auf einen Privatisierungskurs. In der Arbeitsgruppe sollen die Holdingbefürworter in der Mehrheit sein:

  • Hubertus Heil, MdB und SPD-Generalsekretär (Leitung)
  • Hermann Scheer, MdB
  • Peter Friedrich, MdB
  • Edelgard Bulmahn, MdB
  • Claus Möller, Vorsitzender SPD-Parteirat
  • Peer Steinbrück, Finanzminister und stv. Parteivorsitzender
  • Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (Vertretung Achim Großmann)
  • Klaas Hübner, stv. Fraktionsvorsitzender
  • Uwe Beckmeyer, MdB, verkehrspolitischer Sprecher
  • Hendrik Hering, Wirtschaftsminister Rheinland-Pfalz
  • Norbert Hansen, Transnet
  • Martin Burkert, MdB
  • Martin Gorholt, Bundesgeschäftsführer SPD
  • Ludwig Stiegler, MdB, stv. Fraktionsvorsitzender, Vorsitzender SPD Bayern
  • Rainer Wend, MdB, wirtschaftspolitischer Sprecher

An wichtigen Treffen (31.3., 14.4.) nehmen zusätzlich teil:

  • Kurt Beck, SPD-Vorsitzender (Leitung)
  • Andrea Nahles, MdB und stv. Vorsitzende
  • Frank-Walter Steinmeier, Außenminister und stv. Vorsitzender
  • Peter Struck, Fraktionsvorsitzender

Oder, um mit Albrecht Müller von den nachdenkseiten.de zu sprechen: "Auch in der Arbeitsgruppe der SPD werden einige sitzen, deren Spezies an solchen Geschäften partizipieren. Anders ist der Drang auf eine Teilprivatisierung weder in diesem Kreis noch in anderen Kreisen zu verstehen. Hier sind Plünderer unterwegs. Nur wenn man dies verstanden hat, begreift man wirklich das ab heute wieder intensiv betriebene Vorhaben Teilprivatisierung der Deutschen Bahn."


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